WG185 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, Mittwoch, 16. August 1911
Ich fühle, daß ich nicht
müde werde, Dich zu
stützen u aufzurichten.
es ist mein Glück, daß
die Quelle \mich/ unerschöpflich
dünkt, aus der ich Dir
schöpfe.
kann ich nicht
vergessen, ich sehne mich
nach Deiner Musik, es
war schön an Deinem
Flügel. Herrliches steht
mir durch Dich noch
bevor. Jetzt liegst Du
im Bett und denkst an
mich, ich fühle Dich, \bin Dir so nah/
, ich liebe Dich, über
alles mehr als ich selbst
ergründen kann. Nichts
ist mir zu schwer, auch nichts
dauerndes. Du bist mir
Ich
Himmel u Erde, Klarheit u
Unergründlichkeit, Anfang
u Ende. Die Dinge
wachsen in mir auf diesem
Fruchtboden der Liebe.
Der Himmel liegt vor
uns \aufgerollt/ meine , \sei froh u/ gehe
\geradeaus/ an meiner Hand, \ich stehe
mit beiden Beinen fest auf der Erde/
Warum läßt du jetzt
so viel Menschen zu Dir,
Du bist innerlich gehetzt.
Von erzähltest
Du mir und ich entsinne
mich, daß Deine mir einst
sagte sie fürchte seine maß-
lose Leidenschaft. Daß Du ihn
jetzt zu Dir ließest, verstehe
\warum musizierst Du bis in die Nacht/
ich nicht. Du solltest eine
\u. verbrauchst Deine Kräfte/
Woche dich ganz allein still
irgendwo auf Dich besinnen
und ich bitte Dich heute
bei meiner Liebe
von neuem folge meinem
Rat, laß Dich von mir
führen zu Deinem Heil.
Apparat
Überlieferung
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Quellenbeschreibung
2 Bl. (3 b. S.) – Notizblock.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
Antwort auf AM99 vom 15. August 1911 (Auch ein Maler Hassmann umzingelt mich): Von Hassmann erzähltest Du mir und ich entsinne mich, daß Deine Mutter mir einst sagte sie fürchte seine maßlose Leidenschaft.
Datierung
Aufgrund der Korrespondenzstelle zu AM99, der am 16. August 1911 bei WG angekommen war (s. Datierung von WG186), kann der vorliegende Entwurf auf eben diesen Tag datiert werden.
Themenkommentar
Übertragung/Mitarbeit
(Pia Schumacher)
Deiner Musik – spielte in Toblach am Flügel offenbar aus Musikdrama vor, s. Themenkommentar: Alma Mahlers Musizieren in Toblach 1911.